Statement von Dr. Wjahat Waraich vor seiner Reise in den Togo:
Was habe ich in gut 15 Jahren ärztlichen und humanitären Einsätzen in Krisengebieten und den ärmsten Gegenden der Welt gelernt?
Blickt man in diesen Tagen nüchtern auf die weltpolitische Lage, fällt es schwer historische Entwicklungen und Ereignisse außer Acht zu lassen, die im weiteren Verlauf in den schlimmsten Kriegen und Auseinandersetzungen der Menschheitsgeschichte ihren Ausgang fanden.
Wenn wir uns zudem mit der Menschlichkeit – der Humanität – auf unserem Planeten beschäftigen, zerreißt es einem das Herz, wie wir Menschen heute noch miteinander umgehen und es nicht schaffen Gerechtigkeit, insbesondere mit Schwächeren, walten zu lassen.
Beide Sachverhalte hängen miteinander zusammen und doch hat Ersteres in wesentlichen Teilen mit einem Versagen der internationalen Politik und Diplomatie zu tun, auch wenn manch führender Politiker oder Politikerin dem nicht gesichtswahrend zustimmen kann.
Doch was die Mitmenschlichkeit angeht, stehen wir alle einzeln in der Verantwortung und Pflicht diese einzufordern und zu praktizieren.
Wenn wir als demokratische, aufgeklärte und – wie wir doch gerne sagen – fortschrittliche Gesellschaften und Nationen nicht gerecht handeln, für Gerechtigkeit eintreten und jedem seine unteilbaren Menschenrechte zugestehen, dann haben wir alle gemeinsam versagt.
Ob als Arzt, Politiker oder eben als einfacher Bürger:
Ich habe immer versucht und es werde es auch zukünftig tun, daran zu arbeiten, dass sich die Prinzipen des gerechten Miteinanders und die universellen Menschenrechte durchsetzen. Ob jemand eine schwarze oder weiße Hautfarbe hat, ob jemand an Jahwe, Allah, Gott, Voodoo, Schamanen was anderes oder auch nicht glaubt. Ob ein Kind, eine Frau, ein Mann, ob arm oder reich. Eine Lehre – auch unserer deutschen Geschichte – ist, dass kein Menschenleben wertvoller oder würdiger ist, als ein anderes Menschenleben. Und auch das habe ich, gerade in meinen ärztlichen Einsätzen gelernt: Kinder, Frauen, Ältere und Kranke müssen besonders geschützt werden. Wir müssen uns alle die Frage stellen, wie es derzeit darum bestellt ist und welche Verantwortung wir hierbei tragen das zu ändern, als Individuen, Gesellschaft und Nation.
Nunmehr geht es für mich ein weiteres Mal für einen Einsatz nach Afrika, diesem wunderbaren Kontinent.
Foto: Kinder im Armenviertel, São Tomé und Príncipe, 2019